Risikobereitschaft: Warum lieben manche Menschen das Risiko mehr als andere?
Im Jahr 2012 erregte der Österreicher
Felix Baumgartner weltweit Aufsehen, als er aus 39 Kilometern aus dem Weltall
auf die Erde sprang. Die meisten Menschen werden den Extremsportler damals für
wahnsinnig gehalten haben, aber auch Faszination für ihn empfunden haben. Was
muss in einem Menschen vorgehen, der sein Leben so dermaßen in Gefahr bringt?
Wie kommt er zu diesem unglaublichen Maß an Risikobereitschaft?

Tatsächlich ist die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, von Mensch zu Mensch
unterschiedlich. Die einen – wie Felix Baumgartner oder auch der Abenteurer
Steve Irwin, der dafür bekannt war, gefährlichen Tieren sehr nah zu kommen und
den ein Stich eines Stachelrochens schließlich das Leben kostete – scheinen kein
Maß zu kennen. Den anderen wird sogar bei schnelleren Autofahrten angst und
bange und ihr Geld lassen sie lieber sicher auf dem Sparbuch, anstatt es zu
investieren. Doch woran liegt es, dass die einen risikofreudiger sind als die
anderen?
Die graue Substanz als Einflussfaktor der Risikobereitschaft
Im Gehirn gibt es die sogenannte graue Substanz, eine Sammlung von
Nervenzellkörpern. Sie gehört zum Zentralnervensystem und scheint die
Risikobereitschaft eines Menschen,
Forschungsergebnissen von der School of Medicine in Yale zufolge, zu
beeinflussen. Die Forscher untersuchten die Risikofreude von Menschen zwischen
18 und 88 Jahren, indem sie ihnen die Wahl gaben zwischen risikoreichen und
sicheren Entscheidungen. Zusätzlich wurden MRT-Scans durchgeführt. Letztendlich
wurde festgestellt, dass diejenigen Probanden, die sich risikoreicher
entschieden, auch mehr graue Substanz im Gehirn hatten.
Im Alter nimmt die
graue Substanz ab. Das erklärt, warum jüngere Menschen in der Regel
risikobereiter sind als ältere Menschen. Das ist natürlich auch sinnvoll, denn
je gebrechlicher der Körper im Alter wird, umso weniger kommt er mit
risikofreudigen Entscheidungen und möglichen Konsequenzen wie zum Beispiel
Unfällen zurecht.
Geltungsdrang und Männlichkeit
Außerdem soll auch das Geschlecht eine wichtige Rolle bei der Risikobereitschaft
spielen: Meist sind es tatsächlich Männer, die Extremsportarten ausüben, gerne
(zu) schnell Auto fahren oder auch Glücksspiele spielen und dabei Optionen wie
die Risikoleiter wählen.
Das liegt noch in ihrem Urinstinkt begründet – Risikobereitschaft signalisiert
natürlich auch Fitness und Mut, und diese Eigenschaften sprechen für gute Gene
und zeichnen den Mann natürlich auch als guten Familienversorger aus. So ist
Risikobereitschaft gewissermaßen – wenn auch nicht unbedingt bewusst – ein
Signal von Männern an Frauen, dass sie eine gute Wahl bei der Partnersuche
wären.
Andere Stimmen sehen (übertriebene) Risikobereitschaft auch schlicht im
Narzissmus begründet. Menschen, die das extreme Risiko lieben, suchen die
absolute Freiheit und sind vom normalen Alltag gelangweilt, er erfüllt sie
nicht, während das gefährliche Erlebnis in ihnen Glücksgefühle auslöst.